
Interview: Forschung mit Hirn – Karolin Küster über Organoide, Mut und Miteinander an der TU Dresden
Karolin Küster ist Doktorandin am CMCB der TU Dresden und forscht an einem der spannendsten Modelle der modernen Neurowissenschaften: Hirn-Organoide. Im Interview spricht sie darüber, was sie an der Gehirnforschung fasziniert, warum die TU Dresden der perfekte Ort für ihren wissenschaftlichen Weg ist – und warum sich niemand von einem naturwissenschaftlichen Studium abschrecken lassen sollte.
Was sie Studieninteressierten rät? Miteinander geht alles leichter – und: Einfach mal anfangen.

Du bist am CMCB der TU Dresden tätig und hast gerade Dein PhD-Abenteuer begonnen. Was motiviert Dich besonders an der Gehirnforschung und der Arbeit mit Hirn-Organoiden?
Vielen Dank für die Einladung zum Interview. Die Gehirnforschung fasziniert mich schon lange, seit ich in meinem Bachelorstudium von der enormen Regenerationsfähigkeit des Zebrafischgehirns gehört habe, während diese gleichzeitig beim Menschen sehr limitiert ist. Es besteht heute ein sehr hoher Bedarf, Gehirnerkrankungen allgemein und im Alter und Entwicklungsstörungen während der Schwangerschaft, die zu geistiger Behinderung führen können, besser zu verstehen. Hirn-Organoide sind ein besonders spannendes Forschungsmodell, da wir hier tatsächlich mit menschlichen Strukturen arbeiten können und Krankheiten in diesem menschlichen Modell erforschen können.
Was genau sind Hirn-Organoide – und wie helfen sie Dir, neuroentwicklungsbedingte Störungen besser zu verstehen?
Es ist schwierig, die Entwicklung des menschlichen Embryos zu erforschen, da diese verborgen im Mutterleib stattfindet. Und dafür können uns Organoide weiterhelfen. Organoide ganz allgemein sind dreidimensionale Zellaggregate, die wichtige Aspekte eines Organs während der Entwicklung nachbilden können, wie zum Beispiel spezifische Zelltypen und deren Organisation im sich entwickelnden Gehirn. Um eine bestimmte neurologische Entwicklungsstörung zu erforschen, können zum Beispiel Hautzellen eines Patienten reprogrammiert werden, um diese in ein Stammzellstadium zurückzuversetzen, in sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen. Diese Stammzellen können sich in Organoiden dann in frühe Gehirnstrukturen entwickeln, die wir dann im Vergleich zu Organoiden ohne Patientenmutationen analysieren. So können wir mehr darüber herausfinden, was möglicherweise in der Entwicklungsstörung schiefläuft.
Was macht die TU Dresden für Dich besonders – und gibt es ein Highlight, das Dir aus Studium oder Forschung besonders in Erinnerung geblieben ist?
Die TU Dresden ist eine große Universität mit einem vielseitigen Angebot, das sich nicht nur in der Zahl an Studiengängen, sondern zum Beispiel auch Sprachkursen oder Sportkursen für Studierende und Mitarbeitende widerspiegelt. Ich denke, ich kann auf viele Highlights zurückblicken. Sehr viel Spaß gemacht haben zum Beispiel die Sommerfeste der Fakultät Biologie oder die Sommerkonferenzen am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD). Wofür ich sehr dankbar bin, sind die Fördermöglichkeiten für Studierende, von denen ich profitieren durfte. Dafür möchte ich gern die FOSTER Förderung für studentische Forschung und das Stipendium für Masteranden am CRTD vom Freunde und Förderer des Center for Regenerative Therapies Dresden e.V. hervorheben. Zum Ende meines Studiums bin ich auf ein Mentoringprogramm für Nachwuchswissenschaftlerinnen im MINT-Bereich aufmerksam geworden und werde die gemeinsame Zeit im Austausch und in Workshops mit genauso motivierten und ambitionierten Studentinnen nicht vergessen.
Ein neuer Start ist immer aufregend, ob beim Studium oder bei einem PhD. Welche Tipps würdest Du jungen Leuten geben, die neu in Dresden ankommen und hier studieren möchten?
Nutzt die Ersti-Woche, um eure Kommilitonen kennenzulernen. Meine Empfehlung ist außerdem die Vernetzung mit dem Fachschaftsrat eurer Fakultät. Dadurch lernt ihr sofort coole, engagierte Leute in eurem Feld kennen und seid immer up to date für anstehende Events und Partys. Oder ihr lernt neue Leute in Sport- oder Sprachkursen kennen. Diese Kontakte werden garantiert durch schwierige Studienphasen helfen. Und für Dresden selbst gibt es viele bunte Kulturangebote und rundherum tolle Natur in der Sächsischen Schweiz oder Dresdner Heide zu erleben.
Viele Studieninteressierte denken, dass ein naturwissenschaftliches Studium super kompliziert ist. Was würdest Du ihnen sagen, um sie zu ermutigen, diesen Weg zu gehen?
Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Keiner sollte sich von möglichen Schwierigkeiten abschrecken lassen. Vielleicht ist für euch gar nicht schwer, was anderen schwergefallen ist. Idealerweise sollten naturwissenschaftliche Fächer in der Schule nicht abgewählt worden sein, das macht den Einstieg leichter, aber dennoch keinesfalls unmöglich. Und ich habe in den letzten Wochen vor Studienstart Vorbereitungskurse der TU Dresden, zum Beispiel für Mathe besucht, die mir auch sehr geholfen haben. Und mein persönlich wichtigster Tipp, das Studium muss kein Einzelkampf sein - sucht euch Verbündete im Kurs oder Tutoren und gemeinsam kriegt ihr die Vorlesungen, Praktika und die Prüfungsvorbereitung am besten gemeistert.
In einem Satz: Warum ist Dresden – und Sachsen insgesamt – ein toller Ort für ein Studium?
Dresden bietet neben einer hervorragenden Hochschullandschaft viel Grün und Vielseitigkeit und ist trotz aktueller Herausforderungen ein sehr bunter und lebenswerter Ort.